Eine Liebe, die sich allen Grenzen widersetzt.
Als Katelyn ihre
Großmutter besucht, wird sie in einen alten Familienschatz
eingeweiht. Sie bekommt alte Tagebücher aus dem 18. Jahrhundert und
spürt eine magische Verbindung zu dem Verfasser John.
John gehört dem
Landadel an und führt ein beständiges Leben an der Grenze zu
Schottland mit seiner Familie. Dort begegnet er dem Fahrenden Jake
und verfällt seinem Charme. Gegen alle gesellschaftlichen Tabus
nähen sich die beiden an, doch dies bleibt nicht ohne Folgen...
Formales
Genre: Romance
Verlag: Arunya VerlagCover und Innenillustrationen: Shikomo
eBook Ausgabe:
Preis: 4,99 €
ASIN: B00RAFPL2U
Nah bei mir (Edition Romantica 1)
Ausgabe Hardcover:
Preis: 18,90 €
Seiten: 322
ISBN: 978-3-95810-005-3
Meine Meinung
Der Leser findet hier zwei Erzählstränge. Zum einen die Rahmenerzählung, die sich rund mit Katelyn beschäftigt und zum anderem die Binnengeschichte, die die Liebesbeziehung zwischen John und Jake darstellt.
Die Rahmenerzählung leitet das Setting ein und auch wieder aus . Die Binnenerzählung besteht aus drei Tagebüchern, die von Katelyn gelesen werden. Zwischen jedem Buchwechsel wird die Rahmenerzählung eingeführt. Beide Erzählstränge sind unabhängig voneinander. Zwar erfährt Katelyn Buch für Buch mehr, um die Verbindung zu John, dennoch sind hier zwei unterschiedliche Geschichten vorhanden.
Erzählweise
Die Rahmenerzählung ist in der Personalen Erzählweise verfasst. Sichtweisen und Gefühle von Katelyn werden dargestellt, später aber auch die anderer Personen.
Dagegen beinhaltet die Binnenerzählung einen Ich-Erzähler, der hier durch John vertreten wird. Die Gesamte Thematik fixiert sich auf seine Sicht der Dinge.
Schreibstil
Der Roman lässt sich leicht und flüssig lesen, wobei die Wortwahl dennoch gehoben ist. Der Erzählstrang des 18. Jahrhunderts ist an die moderne Sprache angepasst. Auf Grund dieser Stilmittel erhält man ein angenehmes Lesegefühl.
Illustrationen
Neben dem Cover bietet das Buch mehrere Innenillustrationen, die meiner Meinung nach sehr passend zum Inhalt gewählt sind. Abstrakte Formen werden in Romantische Szenen gesetzt. Zum Kapitelwechsel finden man noch kleine Ornamente, die die Buchseiten etwas dekorieren.
Das Cover ist einladend und verrät auf den ersten Blick das Zeitalter der Binnengeschichte. Passend zu dieser werden Elemente dargestellt, die das Thema verkörpern. Hier finden man zum Beispiel die Schreibschrift, in der auch die Tagebücher geschrieben sind oder auch ein Medaillon, welches noch eine Rolle in der Rahmenhandlung spielt.
Zusammenfassend sind die optischen Aspekte des Buches vom Stil einheitlich gehalten und bieten eine ästhetische Abwechslung.
Protagonisten
Rahmengeschichte :
Katelyn ist eine junge Frau, die von Ihrer Großmutter Fiona in eine mystische Familiengeschichte eingeführt wird. Sie liest John´s handgeschriebene Tagebücher und fühlt eine tiefe Verbindung zu ihm und auch seinem Geliebten Jake.
Binnengeschichte:
John ist der Sohn eines Grafen und wohnt zusammen mit seiner Frau Helen, seiner Schwester Deidre, seinem Vater und einigen Angestellten auf dem Landsitz an der Grenze zu Schottland. Er ist homosexuell, ist sich dessen bewusst, versuchte in der Vergangenheit aber sich dessen zu widersetzen und nach den gesellschaftlichen Normen zu leben. Er liebt seine Frau, aber auf eine platonische Art und Weise.
Er trifft hier auf Jake. Dieser gehört zu den Fahrenden, die in der Gesellschaft verpönt werden. John und Jake fühlen sich beide zueinander hingezogen.
Mein erster gay romance …
Dies war mein aller erster gay romance, welches mich sehr beeindruckt hat. Entgegen der vielen Darstellungen von Homosexuellen Beziehungen, die oft einzig auf die sexuelle Auslebung fixiert sind, wird hier eine liebevolle Verbindung beschrieben. Das Verliebtsein tritt hier in den Vordergrund. Sexszenen sind viele Vorhanden, diese werden aber nicht detailliert beschrieben. Vielmehr wird die Leidenschaft zwischen John und Jake dargestellt, sowie ihre starke Verbindung zueinander. Dem Leser wird daher noch Luft für Phantasie geboten.
Gesellschaftliche Tabus – heute wie auch vor 200 Jahren
Hervorzuheben ist hier eindeutig, dass der Roman sich mit verschiedenen gesellschaftlichen Aspekten beschäftigt, die bisher immer noch teilweise verpönt sind.
Zunächst ist hier die Liebe von John zu Jake. Einen Mann zu lieben war damals verboten und auch heute noch müssen sich Homosexuelle vielen Vorurteilen aussetzen.
Weiterhin ist Jake ein Fahrender. Er gehört zum Volk der Pavee und lebt mit seiner Familie in Pferdewagen. Sie ziehen das ganze Jahr umher und werden nur von Johns Familie auf ihrem Landbesitz geduldet und später auch als Arbeitskräfte willkommen geheißen. Die Gesellschaft toleriert sie nicht und auch die Toleranz von Johns Familie gegenüber den Fahrenden wird nicht akzeptiert. Fahrende werden nicht als vollwertige Menschen behandelt.
Zu alldem wird hier auch sexuelle Machtausübung Thematisiert, in dem Jake durch sexuelle Gefälligkeiten bei angesehenen Männern Essen für seine Familie verdient.
Homophobie, Rassenfeindlichkeit und sexuelle Gewalt
Zusammenfassend regt das Buch zum Nachdenken bei diesen Themen an und ist daher nicht nur eine Romanze zur reinen Unterhaltung, sondern eine mitreißende Grenzüberschreitung in verschiedenen Aspekten.
Ich habe mich verliebt...
Mir am meisten sympathisiert hat hier eine Figur, die eigentlich nicht als Protagonist gedacht ist, nämlich Jake. Ich kann nur schwer beschreiben, warum mich diese Figur so angesprochen hat. Man muss es selbst gelesen haben, damit man versteht, wie John aus seinem Blickwinkel diesen Mann so geliebt hat. Man fühlt diese Verbundenheit nach und fiebert mit dem Liebespaar in der gesamten Zeit mit. Obwohl John als sehr attraktiv, vor allem in den Augen der Damen im Roman beschrieben wird, mag ich Jake viel lieber.
Allerdings habe ich diese Verbundenheit von John zu den Tieren sehr geliebt. Diese Stute, die so voller Leben und Persönlichkeit beschreiben wird, hat mich so einige Male zum Schmunzeln gebracht.
Fazit
Wer eine wirklich leidenschaftliche und faszinierende Liebesgeschichte mit Figuren voller Persönlichkeit und Leben lesen möchte, ist mit „Nah bei mir“ genau richtig. Die Handlung wird auch nach dem Höhepunkt nicht langweilig und nachdem man das Buch beendet hat, möchte man eigentlich nur noch mehr davon lesen.Dazu ist das ganze keine oberflächliche Romanze, sondern voller Gesellschaftlicher Themen und tiefgründigen Verbindungen zwischen zwei Erzählsträngen.
Alles in einem gebe ich dem Buch 4,5 Sterne. Einen Halben Stern Abzug, da ich die Verbindung zwischen den Erzählsträngen schon am Anfang zu sehr erkannt habe.
Abschließend ist der Roman sehr zu empfehlen, die Geschichte von John und Jake war nah bei mir.